Habib Tengour wurde 1947 in Algerien geboren, folgte 1958 seinen Eltern ins Exil nach Paris, wo er Soziologie studierte und sich politisch sensibilisierte. Er pendelt bis heute zwischen Algerien und Paris. Als Autor der zweiten Migrantengeneration gilt Tengour als Vertreter einer écriture nomade, die dem kulturellen Gedächtnis Algeriens im Fadenkreuz west-östlicher Einflüsse und natürlich auch der algerischen Exil-Identität nachspürt, die mit Beginn der 1990er, seit seiner Rückkehr nach Paris, mehr denn je in den Fokus seines Interesses rückt.
Er gilt als „eine der kraftvollsten und phantasievollsten dichterischen Stimmen des postkolonialen frankophonen Maghreb” (Pierre Joris). Gleichsam visionär greift Habib Tengour in seinen Büchern Themen auf, die erst Jahre später in den medialen Fokus rücken. In Der Alte vom Berge, an dem er von 1977–1981 schrieb, spürt er dem religiösen Totalitarismus nach, fragt nach der Verantwortung des Intellektuellen gegenüber Krieg, Korruption und ideologischer Verhärtung, der Eignung von Religion, Wissenschaft und Politik als gangbaren Wegen zur „Wahrheit”.
Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe