Beschreibung
Suleman Taufiq ist ein deutsch-syrischer Autor und als Lyriker und Erzähler, Kulturjournalist, sowie als Herausgeber und Übersetzer arabischer und deutscher Literatur bekannt. Seine Lyrik ist ein Brückenschlag zwischen zwei Kulturen – die sich so fremd nicht sein können. Sie ist eine spezielle Mixtur aus deutschen und fremden Elementen, die einander bereichern und dadurch etwas Neues schaffen. „Ich lebe nicht in zwei Welten, ich bin zwei Welten“, sagt Taufiq.
Suleman Taufiq schreibt Poesie, die die Erfahrung transzendiert, in zwei unterschiedlichen Welten zu Hause zu sein. Die eine Welt ist das Land, in das er 1971 emigrierte. Suleman Taufiq kam damals nach Deutschland, studierte Philosophie und Komparatistik, arbeitet mittlerweile als Kulturjournalist, Autor und Übersetzer in Aachen. Doch er hat das Gepäck nie auf den Dachboden geräumt, das er aus seinen Heimatländern Libanon und Syrien mitgebracht hat.
In seinen neuen Gedichten, die unter dem Titel „Ich zähme die Hoffnung“ liebevoll editiert im Bremer Sujet-Verlag erschienen sind, schwingt immer seine Sozialisation in einer alten Kultur mit, die gleichwohl von auch seit Langem von europäischen Einflüssen geprägt ist. Gekoppelt ist das alles mit den reichhaltigen Gefühlen desjenigen, der das Land seiner Geburt verlässt, weil er neugierig auf andere Länder und Menschen ist.
„Sie töteten/meine Sprache/entrissen/ihr/das Leben/und verscharrten sie/in der Wüste/woher sie stammt“ heißt es in „Meine Sprache“. Suleman Taufiq konstruiert schmucklose, oft von Melancholie geprägte Poeme, die die klare Schönheit von Glas besitzen. Er sieht sich selbst bewusst als Wanderer zwischen seinen beiden Welten, das Andere, Neue ist sein Thema, ein zusammenfassendes Kapitel des Bändchens ist gar mit „Ich bin der Fremde“ überschrieben. Jasmin Tank hat zu diesen von Nachdenklichkeit geprägten kleinen Preziosen passende Illustrationen beigesteuert.
Rezensionen und Presse:
Weser Kurier:
„Suleman Taufiq konstruiert schmucklose, oft von Melancholie geprägte Poeme, die die klare Schönheit von Glas besitzen.” Iris Hetscher mehr
Einführung von Inge Buck zur Buchpremiere von „Ich zähme die Hoffnung”:
Was mir bei meinem ersten Telefongespräch mit Suleman Taufiq zuerst auffiel: Er lacht viel. Suleman Taufiq ist ein deutsch- syrischer Autor, ein Wanderer zwischen den Welten, den literarischen Genres, den Kulturen, den Sprachen.
Er schreibt: Lyrik und Essays, Erzählungen und Romane, er übersetzt arabische Werke ins Deutsche und deutsche Dichter ins Arabische, er produziert Radiofeatures und Musiksendungen für den Rundfunk. Und er schreibt – nicht zuletzt – Gedichte und Geschichten für Kinder.
Er sagt: ich habe keine Reichtümer, mein Reichtum ist die Sprache. Und das Schreiben. Und er sagt: ich bin altmodisch, ich schreibe noch mit der Hand.
Geboren 1953 in Beirut, im Libanon – als ältestes Kind einer elfköpfigen Familie – aufgewachsen in Damaskus in Syrien, kam er 1971 mit 18 Jahren nach Deutschland. Er kam aus freiem Entschluss. Er studierte an der Hochschule in Aachen Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie. Und veröffentlichte bereits1978 seinen ersten Gedichtband mit dem Titel „Wir sind fremd, wir gehen fremd“ in deutscher Sprache.
1980 war er Mitbegründer und Mitherausgeber der literarischen Reihe Edition Südwind-Gastarbeiterdeutsch im Bremer Verlag Edition CON. 1983 erhielt er den Literaturpreis der Stadt Aachen. Dort lebt er seit 1986 als freier Schriftsteller und Publizist.
Das waren die literarischen Anfänge. Inzwischen hat Suleman Taufiq 32 Bücher publiziert. Zuletzt 2016 die Novelle „Café Dunya. Ein Tag in Damaskus“ in der Edition Orient, Berlin. Und in diesem Jahr nun im Bremer Sujet Verlag den Gedichtband „Ich zähme die Hoffnung“, der heute hier als Buchpremiere vorgestellt wird.
„Ich zähme die Hoffnung“: ein ungewöhnlicher, neugierig machender, ein widersprüchlicher Titel. Und so ist in dem Gedichtband unter dem Kapitel „Hoffnung“ auch von Angst und Zweifeln zu lesen, von Schlaflosigkeit und von Einsamkeit.
Als ich den poetischen Band von Suleman Taufiq zum ersten Mal in Händen hatte, dachte ich zuerst, dass es die Gedichte eines syrischen Autors sind, der gerade erst aus seinem Land geflüchtet ist, so nah sind hier die Erfahrungen von altem Land und neuem Land, von Auswandern und Ankommen.
Gleich zu Beginn wird der Leser in den Sog eines Langgedichts hineingezogen, mit dem Titel „der tod allein kennt die stille“, in dem die Rede ist von der Angst vor dem Meer und von der Überfahrt, von Booten und von Flüchtlingen, die nicht ankommen, denn „zwischen damaskus und athen/ ist der faden des todes kurz.“
Obwohl die Gedichte thematisch in einzelne Kapitel eingeteilt sind, ziehen sich durch das Buch – wie ein Grundton oder eine Grundfarbe – Gefühle, Erinnerungen und Bilder aus Syrien, dem land der düfte,/ der poesie und des geheimnisses“.
Aber dieses Land „ ist nicht mehr mein land“. Der Krieg hat es verändert. „der krieg verbrennt/ die liebe/ und die zärtlichkeit./ die sonne weigert sich,/ das land zu besuchen./ die herzen sind ziegelsteine.“
Wie gelingt es Suleman Taufiq, über den Krieg in Syrien Gedichte zu schreiben? Anders als in aktuellen Nachrichten und Kriegsberichten transportieren seine Texte eine andere Botschaft, vermitteln die Gedichte Einblicke auch in die seelische Zerstörung der Menschen durch den Krieg.
Auf der anderen Seite steht Europa, „das land des logos,/ der ideologien,/ der einsamkeit,/ der entzauberung/ und der freiheit.“
In Impressionen und Miniaturen hat der Autor Straßenbilder und Frauenbilder, Begegnungen und Liebesbeziehungen, Augenblicke und Jahreszeiten mosaikartig zu einem Bild aus „der kälte des nordens“, zusammengesetzt und sie mit Neugier für das Fremde ausgestattet.
Im Kapitel „ Ich bin der Fremde“ greift Suleman Taufiq das Motiv seines allerersten Gedichtbandes auf. Während für den Fremden Heimat jetzt nur mehr Erinnerung ist, ist Fremde Leben. Ein Leben, das sich mit dem Wort verbindet, mit der Suche nach Worten, mit der Verdichtung der Worte, mit dem Gedicht.
In einem sehr persönlichen Nachwort zu seinem Gedichtband schreibt Suleman Taufiq: Ich schreibe auf Deutsch. Ich finde es interessant, nicht in der Muttersprache zu schreiben. Arabisch ist meine Kindheitssprache, voller Tabus und Belehrungen – so ist die deutsche Sprache für mich Freiheit. Arabisch ist poetisch, metaphorisch, Deutsch hat eine gewisse Abstraktion, die zusammengesetzten Worte auf Deutsch kann man als Autor verdichten. Zudem ist Deutsch meine Alltagssprache, meine Frau und meine Kinder sind Deutsche. Im Traum rede ich oft auf Deutsch. Letzthin sogar mit meiner Mutter, da bin ich doch erschrocken.
Mit ihrer poetischen Buchgestaltung greift die Illustratorin Jasmin Tank das Motiv der Hoffnung wieder auf. Auf dem Cover des Gedichtbandes „Ich zähme die Hoffnung“ wächst eine zarte Palme aus einer dunklen Felsenwand.
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