Neue Rezension und Radiokommentar – „Eine Woche, ein Leben” von Nassir Djafari

Wir freuen uns! Gestern veröffentlichte nämlich der WDR eine äußerst positive Renzension über Djafaris Debütroman „Eine Woche, ein Leben”. Journalist und Autor Ulrich Noller schreibt:

Hört sich dicke nach “Literatur mit Migrationshintergrund” an, stimmt weitgehend auch, bei Nassir Djafari spielt dieser Faktor allerdings wohl nur in homöopathischer Dosis eine Rolle: Er kam 1952 im Iran zur Welt, lebt seit 1957 in Deutschland. Nassir Djafari ist Volkswirt, er hat sein Berufsleben der Entwicklungsarbeit gewidmet, hat in diesem Zusammenhängen und auch wissenschaftlich publiziert, bislang aber nicht literarisch. Sein erster Roman “Eine Woche, ein Leben” (Sujet Verlag, Euro 24) ist also ein spätes Debüt – mit einer erstaunlichen Entstehungsgeschichte. In der Story geht es um einen Mann im mittleren Alter, Wissenschaftler, allein erziehend, der feststellen muss, dass er, wie das so passieren kann, den Kontakt zu seinem Sohn, der kurz vor dem Abi steht, fast völlig verloren hat. Es ergibt sich, dass die beiden eine gemeinsame Reise nach Peru unternehmen, wo der Vater vor Jahren gelebt und gearbeitet hat; dort ereignen sich verschiedene Dinge, nach denen nichts ist wie zuvor. Eine Vater-Sohn-Geschichte also – und auch eine Sohn-Vater-Geschichte: Doppelt gemoppelt, weil der deutsche Teil aus Sicht des Vaters erzählt ist, der peruanische dagegen aus der des Sohnes. Beeindruckend, wie tief und exakt der Roman die Psychologie dieser Beziehung durchmisst, dabei voller Empathie, für beide, doch mit genügend Abstand, um Erkenntnisse zu gewinnen. Das wiederum spiegelt sich sprachlich, Nassir Djafari erzählt mit nüchterner Wärme, hört sich paradox an, funktioniert aber genau so. Und bietet ein Aha-Erlebnis nach dem nächsten. Auf jeden Fall zeigt sich da ein Debütant, der niemandem etwas beweisen muss, der voll bei sich und seiner Geschichte sein kann, klug und ohne jede Eitelkeit, immer der Sache, dem Thema verbunden – das ist reife Literatur im allerbesten Sinne, exzellent.” 

Ulrich Noller, WDR Cosmo am Dienstag, den 08.04.2020

Quelle: https://blog.wdr.de/nollerliest/dreifach-doppelt-gemoppelt/

Auch die Buchszene leidet unter Corona..” – Einige Tage nach der Veröffentlichung seiner Rezension sprach Ulrich Noller auch live im Radionetwerk COSMO über Djafaris Roman. Hier die ersten einleitenden Minuten, sowie einige Kommentare zum Einfluss der derzeitigen Corona-Krise auf die Literaturszene:

Der vollständige Radiokommentar zu Djafaris „Eine Woche, ein Leben”

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