Beschreibung
Kennt man jemals den anderen?
Der Vater von Doan, einer jungen Frau, die als Kind vietnamesischer Eltern in Frankreich aufwächst, wird Opfer eines Schlaganfalls und kann nicht mehr sprechen: er lebt jetzt in Schweigen gehüllt, kann nur „O“ – und “A“ laute von sich geben. Da wird der jungen Frau Doan bewußt, dass sie eigentlich nichts von ihm weiß, von seiner Vergangenheit, von seiner Herkunft. Jetzt ist es zu spät, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.
Dies ist schicksalhafte Ironie: sie, die von Berufs wegen Fragen stellt, weil sie Journalistin ist, sie, die Migranten aus aller Herren Länder interviewt hat, hat nie ihren eigenen Vater befragt. Sie weiß nichts, bzw. hat nie die Geschichte ihrer Familie erforscht, die als Exilanten Vietnam verlassen haben.
In ihrer Familie ist das die Regel – man schweigt.
Aus dem Französischen von Dr. Philippe Wellnitz.
Rezensionen und Presse:
ScheinWerfer:
Doan hat ihr gesamtes Leben Fragen gestellt. Vorzugsweise beschäftigte sie sich mit Migranten, die nach ihrer Flucht in Frankreich in ein neues Leben starten. Wie spannend und wichtig es ist, seinen eigenen Hintergrund zu kennen, erkennt die Journalistin mit vietnamesischen Wurzeln erst, als ihr Vater einen Schlaganfall erleidet und es ihm die Sprache verschlägt. Für Doan beginnt eine neue Recherche, doch dreht sich nun alles um ihr eigenes Leben, ihre Vergangenheit und die Frage der eigenen Zugehörigkeit. Denn richtig französisch fühlt sich die Journalistin nicht, ebenso wenig sieht sie sich als Vietnamesin… mehr
Rouven Hans:
Monsieur Bui erleidet einen Schlaganfall und ist als Familienoberhaupt fortan sprachlos anseinen Sessel gefesselt. Mit 19 kam er aus Vietnam nach Frankreich und machte Karriereals Mediziner in Paris. Doan Bui, eine seiner 4 Töchter, muss bald feststellen, dass sie sichals Journalistin zwar einen Namen mit Reportagen über Flüchtlinge machte, aber über dieGeschichte ihres eigenen Vaters nur wenig weiß. mehr
Le Nouvel Observateur:
Eine schöne Erzählung, oft komisch, immer zutiefst berührend. (Un beau récit, souvent drôle, toujours bouleversant.)
Elisabeth Arend, globale° Festival 2016:
Leise und gänzlich unpathetisch erzählt, entsteht dabei ein filigraner Text, der durch genaue Beobachtung besticht und immer diskret bleibt. Ohne streng chronologische Organisation folgt er den Impulsen, die aus der Gegenwart der Erzählerin kommen und eher assoziativ in die Vergangenheit zurückführen. Kein episches Gebilde entsteht, sondern eine tastende Annäherung an Vergangenes. Darüber wird auch die Gegenwart der Ich-Erzählerin greifbar, einer Journalistin, berühmt geworden durch Interviews und Artikel über migrierte und im Exil lebende Menschen.
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