Beschreibung
Carolas andere Tode erzählt aus Sicht dreier Erzähler den Ablauf der Geschichte einer Liebesbeziehung zwischen einer Deutschen und einem Perser, der mit seiner Familie nach Deutschland fliehen musste. Ein neues Meisterwerk Falakis hinsichtlich der Exilliteratur – eine gelungene Kombination zwischen sprachlich fein abgerundeter Literatur und scharfsinnigem Kriminalroman, spannend bis zur letzten Zeile.
Rezensionen und Interviews:
Mahmood Falaki: „Die Schatten“ und „Carolas andere Tode“
Buchbesprechung von Susanne Roden
Iran, ein Land, von dem man viel hört, aber am Ende über die Situation im Land nicht viel Positives erfährt. Man glaubt, eine Vorstellung vom Leben im Iran zu haben, man denkt an berühmte persische Dichter wie Rumi oder Hafis, die auch Einfluss auf andere Dichter wie z. B. Goethe hatten, aber dieser schöne Eindruck verblasst neben vielen anderen Meldungen.
So viele Menschen haben das Land verlassen müssen. Es leben sehr viele Iraner in Hamburg, das ist bekannt, auch in anderen Großstädten, wie z. B. Berlin. Ich kenne einige, darunter Künstler, Ärzte und Schriftsteller. Wenn man nachfasst, dann sprechen alle Persisch, wobei es starke Ähnlichkeiten zu Worten im Kurdischen gibt. Das ist nicht verwunderlich, gehört Persisch doch ebenfalls zum iranischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie und wird als wichtigste indogermanische Sprache von mehr als 60 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. Die Bezeichnung Persisch entstammt der Zeit der Sassaniden (Pārsīk oder Pārsīg) und leitet sich aus der alten persischen Kernprovinz Fārs (Pārs) im Süden Irans ab. Durch die arabisch-islamische Eroberung Persiens im 7. Jahrhundert durch die Araber wurde aus Persisch dann Fārsī (فارسی;) – die arabische Sprache kennt den p‑Laut nicht –, so wurde ein F daraus. Im Mittelalter entwickelte sich das Neupersische zu einer bedeutenden Literatursprache, die auch in der östlichen islamischen Welt starken Einfluss auf die Turksprachen hatte u. a. auf die osmanische Sprache.
Die Schatten | Ich halte den Roman „Die Schatten“ in meiner Hand. Ein kleiner fest eingebundener Band, der Umschlag in violettem Blau gehalten, die Schrift des Titels quer am Rand, der Nachname des Autors trifft auf das Wort Schatten direkt an dessen Ende horizontal.
Eine Treppe ist erkennbar, ein goldener Rahmen, darin steht ein Mann in Mantel und Hut, als Schatten, und davor auf der Treppe erneut ein Schatten.
Ich lese die Klappentexte, aus dem Persischen übersetzt, aus politischen Gründen das Land verlassen. Was bedeutet das also. Schreiben im Exil.
Wie wird man damit fertig, wenn man in der Heimat verfolgt wird, wenn man bedroht, gefoltert wird, jede Nacht mit Schweißausbrüchen aufwacht und denkt, jetzt holen sie mich.
Das Land, in dem man geboren wurde, wo die Freunde und die Familie leben, wo man jeden Grashalm aus der Nachbarumgebung kennt, die Sprache, die Gerüche, eben das Gefühl, geborgen zu sein, wenn das auf einmal nicht mehr existiert. Wenn man bei Nacht und Nebel nur mit dem Nötigsten in einem Koffer oder sogar nur mit der Kleidung am Körper fliehen muss, alles hinter sich lässt, nur um zu überleben.
Bereits als Jugendlicher verfasst Mahmood Falaki Gedichte und Erzählungen, er studiert später Chemie und Bibliothekswissenschaften an den Universitäten von Teheran und Ahwas. Seine Werke sind sozialkritisch und so wird er unter dem Schah-Régime 1976 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er kommt in das berüchtigte Evin-Gefängnis am nördlichen Stadtrand von Teheran.
Nach der Revolution im Februar 1979 wird er entlassen und ist in der Lage, seinen ersten Gedichtband „Sichel über dem Weizen“ zu veröffentlichen. Kurz danach wird er erneut verfolgt, diesmal von der Mullah-Regierung. Er kann 1983 nach Deutschland emigrieren und lebt seit 1986 in Hamburg, wo er an der Universität Germanistik und Iranistik studiert. Mahmood Falaki arbeitet als Schriftsteller und Dozent für persische Sprache.
In seinem Roman „Die Schatten“ führt uns Mahmood Falaki in den Norden Irans, ans Kaspische Meer, in seine Heimat, dorthin, wo er geboren wurde. Er beschreibt Geschehnisse, die sich zur Zeit des Höhepunktes der Agrarreform während der Schahzeit ereignet haben.
Der Ich-Erzähler versucht nach über dreißig Jahren, durch Rücksprache mit seinem Kindheits-Ich die Wahrheit über den Mord an seinem Onkel aufzuklären. Durch die an der Wand hängenden Porträtfotos aus seiner Jugend versucht er, zu der eigenen Vergangenheit Kontakt herzustellen, um somit die Erinnerung wieder lebendig werden zu lassen. „Eine Erinnerung ist wie ein herrenloser Hund, sie lässt sich überall hintreiben. Außerdem will ich durch diese Art und Weise meine Figuren vorstellen. Und du sagtest mir noch nicht, wer das war … Ich habe meinen Satz noch nicht zu Ende gebracht, als mein ICH wieder in sein Foto zurückkehrt.“
Er durchläuft die Stationen eines heranwachsenden Jungen, mit dem elften Lebensjahr beginnend und dem fünfzehnten endend. In einer wunderbaren phantasievollen Sprache beschreibt Falaki das Leben im Dorf, die durch die Augen des Jungen beobachteten alltäglichen Handwerkstätigkeiten und häuslichen Pflichten, die sich in seiner jugendlichen Verträumtheit zu Fabelwesen entwickeln, er entführt uns in die Tagträume unter den schattenspendenden Baum, verleitet uns in den sonnenwärmenden dösigen Mittagsschlaf gemeinsam mit bunten Käfern und verliert uns als Leser in die Sehnsüchte eines heranwachsenden Jungen, der seine erste Liebe entdeckt, und vergisst dennoch auch nicht, den Blick ebenso auf die Sichtweise der Frauen und auf ihre Pflichten in ihrer Rolle als Dienende zum Wohl des Mannes in der patriarchalischen Gesellschaft im harten Familienleben zu lenken.
Das erzählende Ich wechselt mehrfach innerhalb des Buches und auch in Absätzen, manchmal gar innerhalb der Beschreibung einer Begebenheit. Den einen Moment noch beschreibt das jugendliche Ich des Autors eine Situation, in der sich seiner Beobachtung nach die Tochter einer Hausangestellten befindet, und im nächsten Absatz gleitet das Ich dann zu der Betrachtungsweise des jungen Mädchens selbst und sie erzählt die Geschichte weiter.
Durch die sehr gut gewählte ineinander verzahnte Erzählweise werden die Geschehnisse sehr interessant und mit unterschiedlichen Blickwinkeln dargestellt. Man erfährt von verschiedenen miteinander lebenden Menschen, der Mutter, der kleinen Schwester, der Tante, deren unterschiedlichen Ansichten und Gefühlen, die in den jeweiligen Lebenssituationen variieren, und man erfährt nach und nach verschiedene Wahrheiten, die aus kleinen Details zusammengelegt am Ende ein Mosaikbild ergeben.
Die Veröffentlichung in persischer Sprache erfolgte 1997 im Exil in Deutschland, eine Veröffentlichung im Iran ist nicht möglich.
Carolas andere Tode | Und dann steht gleich eine weitere neue Veröffentlichung von Mahmood Falaki im Regal: „Carolas andere Tode“. Was für ein Titel, wunderbar, wo ich doch Krimis so liebe.
Aber diese Novelle stellt sich als wesentlich spannender heraus, als man bei einem normalen Krimi vermuten würde. Wie bereits im Roman „Die Schatten“ wendet der Autor auch hier die Technik der wechselnden Ich-Erzähler an, allerdings nicht ganz so schwindelerregend fein ineinander verzahnt. Die Novelle ist unterteilt in eine „Erste Schilderung“ in zehn Teilen, gefolgt von einer unerwarteten „Zweiten Schilderung“, um mit „Dritte Schilderung“ und einer Art Vollbremsung zu enden. Die erste Schilderung nimmt in etwa die Hälfte des Buches ein, die beiden weiteren Schilderungen dann gemeinsam die zweite Hälfte.
Der Ich-Erzähler Behrus Panahi beginnt zum Einstieg mit der Beschreibung eines Traumes, der später wiederkehrende Elemente und Bilder enthält, die an Figuren von Rodin erinnern.
Behrus Panahi, ein interessant gewählter Name, denn die Bedeutung im Persischen von Behrus bzw. Behrouz ist „guter Tag“ (beh: gut, rooz: Tag) und dort zeigt sich die Verwandtschaft zum kurdischen “rojbaş“ (baş: gut, roj: Tag), und auch der Nachname Panahi scheint kein Zufall zu sein, erinnert er doch an Jafar Panahi, einen der wichtigsten unabhängigen Filmemacher im Iran. Er studierte in den 1980er Jahren in Teheran Film- und Fernsehregie, gerade zu der Zeit, als Mahmood Falaki wieder aus dem Gefängnis herauskam.
Dass Jafar Panahi dann am 1. März 2010 mit seiner Frau und Tochter in seinem Haus von der iranischen Polizei festgenommen wird, ohne Anklage ins Evin-Gefängnis gebracht wird und drei Monate inhaftiert bleibt, erst nach Hungerstreik und zahlreichen internationalen Protesten und Zahlung einer Kaution von 200 000 US-Dollar am 25. Mai 2010 zu Beginn des Strafprozesses freikommt, konnte der Autor ja nicht ahnen. Jafar Panahi wird zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, erhält ein Berufsverbot von 20 Jahren, keine Interviews, keine Auslandsreisen. Vorwurf: Propaganda gegen das System und Vorbereitung von Ausschreitungen nach den Wahlen durch regimekritische Filme über die Wahlen.
Somit wurde dann seine Teilnahme im Februar 2010 an der Berlinale zum Thema „Iranisches Kino: Gegenwart und Zukunft, Erwartungen innerhalb und außerhalb des Landes“ vereitelt und dem internationalen Publikum deutlich gezeigt, wie es um die Dinge im Iran steht.
Unser Romanheld Behrus Panahi ist zum Zeitungsladenbesitzer bzw. Zeitungsverkäufer verdonnert worden, durch die Lebensumstände, die einen im Exil dazu zwingen, um sich über Wasser halten zu können. Wasser, das spielt auch eine zentrale Rolle in den Beschreibungen. In eingeflochtenen Rückblenden der Erlebnisse im Asylantenheim nach der Ankunft im Aufnahmeland, beim Spaziergang an der Alster, längst vergessene Vorkommnisse, alles vermengt sich mit dem Leben, mit Tagträumen, überlagert sich mit erfahrenen Traumen, Hilflosigkeit wie bei Gewaltanwendung während Demonstrationen, alles wird analysiert, vermengt sich mit dem Jetzt, verliert sich im fließenden Wasser und führt zur inneren Isolation, Leere und Abgleiten in eine andere Lebensrealität im Schwebezustand.
Die Erlebnisse aus der Vergangenheit, die zum Verlassen des Landes geführt haben, die ins Exil mitgenommen wurden, unverarbeitet, unaufgelöst, holen den erzählenden Schriftsteller Behrus in kleinen Gleichnissen immer wieder ein.
Die Probleme während des Einlebens in die neue Umgebung, das Vergeben von Chancen auf eine Neuorientierung mit dem Knüpfen von Neukontakten, die unweigerliche Isolation durch das bevorzugte Treffen von Landsleuten und Freunden aus der Heimat, aber auch die ganz typischen Reaktionen und romantisch verklärten Fehldeutungen gegenüber einem „Orientalen aus dem Land der Dichter“ durch die Menschen, mit denen er durch seine Arbeit im Laden oder bei seinen Spaziergängen in Kontakt kommt.
Die Novelle erzählt Vergangenes, Erlebtes und Zwischenmenschliches in einer derartigen Intensität, dass man in jeder Zeile spürt, wie Selbsterlebtes verarbeitet wurde.
Es werden viele literarische Zitate eingeflochten wie der ewige Wunsch nach dem Fliegen, gepaart mit dem Ikarus-Mythos von Absturz und Tod oder dem einfach eingeworfenen „ich warte auf Godot“. Auch nutzt er die Möglichkeit, die Äußerung von Günter Grass anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1997 an Yasar Kemal, er schäme sich, ein Deutscher zu sein, als Grundlage für eine Diskussion im Café mit einer Bekannten zu nehmen, was zu einer heftigen Gegenreaktion von ihr führt. „Er erwähnte nicht mehr, dass Günter Grass sich deshalb schämte, weil Deutschland Waffen an die Türken verkauft hatte, die sie gegen die Kurden eingesetzt hatten. Er fürchtete, Carolas Stirn würde sich verkürzen und ihren gemeinsamen Abend verkürzen. Es war jedoch der ‚Stolz‘, der als fünfte Vokabel aus Carolas Wörterbuch Berhus’ Stirn niedriger werden ließ. Carola sagte, sie sei stolz, Deutsche zu sein. Und Behrus konnte weder die ‚Scham‘ von Günter Grass mit der Zigarette inhalieren, noch Carolas ‚Stolz‘ mit ihm ausatmen. Er glaubte das Schicksal der Wörter ähnele dem Schicksal der Menschen, die unter irgendeiner Bürde litten, die nichts mit ihnen zu tun hatte. Wie sein eigenes Schicksal, dass zwischen zwei Wörtern gefangen war, die nichts mit ihm zu tun hatten (hatten sie nicht?).“
Im Gegensatz zu den wechselnden Ich-Erzählern in „Die Schatten“ wechselt Mahmood Falaki in „Carolas andere Tode“ nun auch zusätzlich den Erzählstil. In dem Teil „Zweite Schilderung“ wird die Erzählung in knappen kurzen Sätzen aneinandergereiht. Keine ausführlichen Satzformulierungen kommen zum Tragen, sondern ein schlichter, der Situation angemessener eingedampfter einsilbiger Stil herrscht vor. Mir fällt sofort Camille Claudel ein, Bildhauerin und Muse von August Rodin, die nach dem Tod des geliebten Vaters für die letzen 30 Jahre ihres Lebens von Mutter und Bruder in eine geschlossene Anstalt gesteckt wurde. Lebendig begraben und von aller Welt einfach vergessen zum Dahinvegetieren verdammt.
Die „Dritte Schilderung“ hat dann einen ein wenig veränderten, eher dem Stil aus dem ersten Teil angelehnten, aber doch wieder eigenen Erzählstil, da erneut der Ich-Erzähler gewechselt hat.
Die bereits in den Tagträumen des jugendlichen Ich-Erzählers aus dem Roman „Die Schatten“ sprachlich wunderbaren Schilderungen werden in dieser Novelle noch gesteigert, man sieht Farben, Gefühle, Träume und Dinge, die ein bis dahin unbekanntes Eigenleben entwickeln, dass einem schwindelig werden kann. Wunderbar feinfühlig beschreibt Mahmood Falaki auch zunächst unbedeutende Ereignisse aus ungewohntem Blickwinkel und lässt den Leser an beiläufig gemachten Beobachtungen, wie z. B. den Reaktionen eines Terriers auf die Anwesenheit von Behrus bei einem Spaziergang, teilhaben, wobei der Leser auch noch ganz unaufgeregt Hamburg kennenlernt.
Mich haben beide Bücher tief beeindruckt in der Intensität und Dichte des Schreibstils und es ist erfreulich, dass es diese Übersetzungen aus dem Persischen gibt, die es dem Leser möglich machen, die Werke eines äußerst interessanten, vielschichtigen und kritischen Autors aus dem Iran näher kennenzulernen.
Mahmood Falaki ist Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller (VS).
1992 erschien seine Erzählung „Verirrt“, 1995 die Gedichtsammlung „Lautloses Flüstern“, 2003 sein Roman über das Leben im Iran der 60er Jahre „Die Schatten“ und 2009 „Carolas andere Tode“.
Im: Kurdistan-Info, 2012
Mahmood Falaki. Carolas andere Tode. Aus dem Persischen von Susanne Baghestani.
Bremen (Sujet Verlag) 2009., 170 S., 12,80 EUR
Der seit 1983 in Deutschland lebende persische Schriftsteller Falaki (Jg. 1951) setzt sich aus der Sicht eines Protagonisten mit einem wesentlichen psychischen Problem eines im Exil lebenden Menschen auseinander. Zwischen zwei Kulturen schwankend erweist sich sein Lebensschwerpunkt als unstet, verwischen sich die Konturen seiner lieb gewonnenen Bezugspersonen. Die persische Camelia verwandelt sich in die deutsche Carola und umgekehrt. Auch sein Versuch, sie aus drei unterschiedlichen Perspektiven psychisch und körperlich zu erfassen, scheitert. Carolas andere Tode endet in Visionen einer Wiederauferstehung, in der die faszinierende Beschreibung persischer Liebeskultur sich mit der deutschen, ernüchternden Exil-Kultur mischt. Ein Kriminalroman, der die Entfremdung in einer jeweils anderen Kultur demaskiert.
Wosch, Mai 2010
In Zeitschrift: Publik
Annotationen für „Kulturbeutel“ – Verdi redaktion.publik@verdi.de
Hamburg-Krimi mit iranischer Perspektive: „Carolas andere Tode“
Ein Krimi der anderen Art ist die Novelle „Carolas andere Tode“. Der in Hamburg lebende Literaturdozent Mahmood Falaki beschreibt darin die Gefühlswelt zweier Menschen mit völlig unterschiedlichen Erfahrungshorizonten. Er erzählt die Geschichte eines Exil-Iraners, der sich in Hamburg in eine Deutsche verliebt. Die zunächst etwas verwirrend anmutende Geschichte zieht den Leser zunehmend in seinen Bann und endet mit einer unerwarteten Auflösung.
Von: Jörg Fischer
In: Die Berliner Literaturkritik, 22.12.09
„Carolas andere Tode“
ist eine gelungene Kombination zwischen sprachlich fein abgerundeter Literatur und scharfsinnigem Krimi. Aus der Sicht dreier Erzähler aus vollkommen verschiedenen Kulturen wird ihre Wahrnehmung und Herangehensweise auf die gleichen Geschehnisse erzählt. Der Leser wird dadurch oft in die Irre geleitet. Mahmood Falakis Protagonist, ein Exiliraner, befindet sich in einem Schwebezustand. Nach und nach entfremdet er sich mehr und mehr von seiner Familie und seinen in Hamburg lebenden Landsleuten. Auf herausragende Weise hat Mahmood Falaki das Fremdsein und Sich-Selbst-Fremdsein thematisiert und einen tiefsinnigen Krimi geschrieben, der hinter die Kulissen schaut.
26.April 2010
Literaturzentrum Hamburg
In Mahmood Falakis Roman „Carolas andere Tode“ – Nichts ist sicher. In dem tragikomischen Roman „Carolas andere Tode” verweben sich die Wirklichkeiten und erstehen in widersprüchlichen Varianten stets neu. Jede der drei Erzählperspektiven behauptet eine andere Realitätsversion, und auch die kriminalromanhaften Elemente führen auf falsche Fährten. Keinem Erzähler und keinem Geschehen, weder der Hamburger Gegenwart noch der iranischen Vergangenheit des Protagonisten Behrus ist zu trauen. Im Schwebezustand zwischen den Kulturen zerfällt Identität letztlich zum irisierenden Kaleidoskop.
Mahmood Falaki, „Carolas andere Tode”, Sujet Verlag
Harbour Front Literaturfestival
Juni 2010
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.