Beschreibung
Leseprobe:
Wenn ich an diesen Ort zurückdenke, dann bemächtigt sich die Erinnerung an diese Frau meiner derart, als hätte sie selbst die Häuser dieses Orts Stein für Stein und mit den eigenen zarten Händen gebaut, obwohl ihre Anwesenheit dort eigentlich nur von ziemlich kurzer Dauer war. In Kaban, meinem Geburtsort, ist jetzt vieles anders geworden. Das Dorf ist viel größer als damals, es ist, genauer gesagt, kein Dorf mehr, sondern eine mittelgroße Stadt. Die Wohnungen sind wesentlich kleiner als damals, die Gassen und die Straßen enger, Autos und Motorräder, die hin und her rasen, und überall herrscht reger Betrieb. Die Menschen kennen einander nicht mehr und, dementsprechend, grüßen sie nicht, wenn sie anderen Menschen auf den Straßen begegnen, fast, als wären sie verhext.
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Der Heimatort ist immer dort, wo wir erwartet werden. Und ich glaube nicht, dass man eine Stadt, ein Haus, in dem man einst als Kind gelebt hat, völlig verlassen kann. Man trägt den Ort auf seinen Schultern, und ganz gleich, wo man ankommt, man packt alles wieder aus und sitzt dann im selben Haus von damals. Man beobachtet aus den alten vertrauten Fenstern das Geschehen auf der neuen Straße. Auch wenn man sich später verliebt, sieht man die neue Liebe immer wieder aus diesen, wenn auch verstaubten, Fenstern. Sonst gibt es keine anderen Fenster. Sonst gibt es keine neue Liebe.
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Alles sollte genauso sein wie sonst in jeder Schule, doch ich merkte, dass alles zugleich ganz anders war. Der Klang ihrer Stimme, ihr Name, der auf der Tafel und in meinem Kopf eine andere Form und eine andere Bedeutung bekam.
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Ein paar Tage später schlug sie als Thema für die erste Aufsatzstunde „Brief an eine geliebte, abwesende Person“ vor. Sie holte ein Buch aus ihrer ledernen Tasche heraus und las uns einige Minuten vor. Es waren Beispiele, wie man mit einem Brief beginnt, wie man zum zentralen Thema kommt und wie das Ende gestaltet werden sollte. In der darauffolgenden Stunde sammelte sie unsere Hefte mit den Aufsätzen ein, und einen Tag später gab sie uns bekannt, dass die Aufsätze von Rahman, Hassan und mir die besten waren. Wir mussten also vorlesen.
Rezensionen und Presse:
Eher ein Zufall“, sagt er darüber, dass er nach Deutschland gekommen ist, in ein Land, in dem zu seiner Überraschung Deutsch und nicht Englisch gesprochen wird. Der Iraner Salem Khalfani war 22, als er in Europa landete. Wo, war ihm so wichtig nicht – nur der Wille, zu studieren. Das war zu Hause im Iran nach der Islamischen Revolution aus politischen Gründen unmöglich. mehr
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