Es war uns eine große Ehre, Doğan Akhanlı gestern bei uns in Bremen willkommen zu heißen! Nicht nur mit Ausschnitten aus seinem Roman „Madonnas letzter Traum”, sondern auch mit Erzählungen und Anekdoten aus seinem persönlichen Leben zog er uns in seinen Bann und bewegte uns zutiefst.
Siegfried Maschek, langjähriger Schauspieler am Theater Bremen, las für uns Textpassagen aus „Madonnas letzter Traum” in der kürzlich erschienenen deutschen Übersetzung von Recai Hallaç. In dem Podiumsgespräch mit Silke Behl erzählte Doğan Akhanlı mehr davon, welche Bedeutung das Schreiben für ihn hat. Er erzählte von einschneidenden Erlebnissen wie seiner Verhaftung als 18-Jähriger, zu deren Zeitpunkt er sich nichts hatte zu Schulde kommen lassen außer den Kauf einer Zeitung, von der anschließenden Wut und seiner politische Aktivität im Untergrund. Er erzählte davon, wie ihn das Schreiben ein Stück zur Ruhe hat kommen lassen, zu einem reflektierteren und fundierteren Blick auf die Dinge. Er erzählte von der Enttäuschung, die ihn überkam in Bezug auf sein Vaterland und auf seine Muttersprache, nachdem ihn dieses Land wieder und wieder so schlecht behandelt hatte, sprach von den Paradoxien der Schriftstellerei und der Ambivalenz, als Türkischstämmige sich Deutschland zugehörig zu fühlen und dann wieder nicht in Anbetracht der so unverstellbaren Grausamkeiten, die in der deutschen Geschichte verhaftet sind.
Es war eine facettenreiche Begegnung mit Doğan Akhanlı im Foyer des Theaters am Goetheplatz, in der es um Literatur und Poesie, den Umgang mit Schmerz und Verlust, Kinderblicken auf die Welt und die erschreckende Aktualität mancher der historischen Ereignisse ging, die in „Madonnas letzter Traum” aufgegriffen werden.
Wir danken für die gute Zusammenarbeit mit dem Theater Bremen, dem Literaturhaus Bremen, der Heinrich-Böll Stiftung und dem Radiosender COSMO, ohne die der Abend so hätte nicht zustande kommen können.
Den Roman „Madonnas letzter Traum” finden Sie hier.