
Orientalismus in der Literatur des 20. Jahrhunderts
11. Juni um 18:00 - 21:00
West-östlicher Diwan e.V.
“… zwischen den Welten schwebend…”
mit Professor Axel Dunker
Der Orient erscheint vielen immer noch als mythische Welt aus Tausendundeiner Nacht, ein Traum von Weisheit, Reichtum und Erotik. Zugleich ist er aber auch eine Projektionsfläche europäischer Ängste und Objekt von Machtphantasien. Bis heute gibt es in der Literatur, in Kinderbüchern, Filmen und Bildern die Vorstellung vom Orient als einer “Anderswelt”, gefüllt mit exotisch traumhaften und zum Teil vorwurfsvoll erniedrigenden Vorstellungen und Bildern. Orient-Bilder ziehen sich auch durch die Literatur des 20. Jahrhunderts. Häufungen von Bezugnahmen auf den Orient-Diskurs finden sich in der Wiener Moderne (Hugo von Hofmannsthal), im Umfeld des Expressionismus (exemplarisch: Gottfried Benn und Franz Kafka), in den 1930er Jahren (Friedrich Glauser und Hermann Hesse), in den ersten Jahren nach 1945 (exemplarisch: Arno Schmidt) und im Kontext eines ethnologischen Interesses in den 1980er Jahren (Hubert Fichte). Dabei wird immer auch das Verhältnis zwischen ‚Okzident‘ und ‚Orient‘ reflektiert. Bei jeder Orientdarstellung ist auch die Identitätsbildung der eigenen Kultur durch den Entwurf von Selbst- und Fremdbildern mit im Spiel.